Haus Verken gehörte wie auch die Orte Pier, Bonsdorf, Pommenich und Vilvenich, sowie Haus Pesch zu der Gemeinde Inden im nordrheinischen Kreis Düren, die im Zuge des Braunkohletagebaus Inden umgesiedelt wurden.
Durch das Grabungsprojekt „Von der Spätantike zum Hohen Mittelalter – Landschaftsarchäologie Untersuchungen im Raum Inden-Pier“ von der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn, des LVR-Landesmuseums und des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege konnten die Areale bei Inden-Pier großflächig archäologisch untersucht werden, was ohne die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier nicht möglich gewesen wäre.
Das Gräberfeld
Das hier behandelte Gräberfeld befand sich westlich von Haus Verken und wurde im Frühjahr 2016 entdeckt. Insgesamt konnten 50 Gräber dokumentiert und 639 Funde geborgen werden, die aus dem Zeitraum von Anfang des 5. Jahrhunderts bis in die Mitte des 8. 8.Jahrhunderts stammen.
Die Auswertung der Bestattungen zeigte, dass die Grenzen des Gräberfeldes im Norden und Osten nicht vollständig erfasst wurden und sich die meisten Gräber West-Ost orientierten. Zudem wurden hauptsächlich Erdgräber zur Bestattung genutzt, wobei vereinzelt auch Holzeinbauten beobachtet werden konnten. Die Analyse der Grabtiefen ergab, dass die Hauptursache für die unterschiedlichen Tiefen die leichte Hanglage des Gräberfeldes war.
Die Analyse der Grabinventare belegte, dass sich das Gräberfeld von Osten weiter nach Norden, Westen und Süden ausbreitete, bis schließlich um 750 mit dem Ende der Beigabensitte das Gräberfeld ganz aufgegeben wurde.
Durch die anthropologischen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass es sich um eine ländliche Bevölkerung handelte, die harten Lebensbedingungen ausgesetzt waren, wodurch einige Individuen Krankheiten hatten, die durch Mangel an bestimmten Nährstoffen hervorgerufen wurden. Eine aktive Gewalteinwirkung konnte jedoch nicht beobachtet werden.
Eine Besonderheit stellt das reiche Männergrab 1712 (Abbildung 1) dar. Der Mann besaß neben der Feinwaage und Münzen auch eine Bewaffnung bestehend aus einer Axt (Franziska) und Pfeilen, weshalb das Grab in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts bis Anfang des 6. 6.Jahrhunderts datiert werden kann. Durch die Feinwaage und der hohen Anzahl an Münzen ist es sehr wahrscheinlich, dass er einer sozial höheren Schicht angehörte und eine spezifische Aufgabe im Bereich des Handels für die Gemeinschaft einnahm. [...]
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Kontakt: Ellen Igelmund, s5eligel@uni-bonn.de
Aufbau einer gleicharmigen Feinwaage mit Kennzeichnung des am Objekt erhaltenen Bereiches. Zeichnung: Ellen Igelmund